Blacksad – Under the Skin ist eines der schlechtesten Spiele, die ich je spielen musste und in diesem Artikel erzähle ich euch, warum.

Vorab: Blacksad – Under the Skin ist ein 2019 erschienenes Adventure Game. Es wurde entwickelt von dem spanischen Entwicklerstudio Pendulo Studios und publiziert vom französischen Publisher Microids. Es basiert auf einer Comic Serie namens Blacksad von Juan Díaz Canales und Juanjo Guardino.

Wir bewegen uns dabei in einem 1950er New York City, das von anthropomorphen Tieren bewohnt wird. Das heißt, Menschen mit Tierköpfen, -körpern und -fähigkeiten. Also die volle Furry- Dröhnung . Ich fand den Ansatz eigentlich ganz gut. Wir hatten das ja so ähnlich schon beispielsweise bei The Wolf among us gesehen. Dort hatte es auch gut funktioniert. Hier stört es jetzt nicht direkt, aber das ist auch nicht das Problem. Darauf gehe ich später ein.

Wie gesagt basiert das Spiel auf einer Comicvorlage, da gibt es nicht so viel Spielraum für Veränderungen im Setting.

Des Weiteren bewegt sich Blacksad in einem sogenannten Film Noir Setting. Das heißt, das Ganze spielt Mitte bis Ende der 1950er Jahre und unser Protagonist ist ein kerniger Privatdetektiv, der von einer schönen Frau mit Sommerhut beauftragt wird, den vermeintlichen Mord an ihrem Vater aufzuklären. So weit, so Casablanca.

Das Setting ist jetzt nicht unbedingt frisch, aber auch nicht direkt ausgelutscht. Spiele wie L.A. Noir, Fahrenheit und Bioshock (obwohl das nicht direkt zu dieser Sorte Spiele gehört) sind relativ rar gesät – und gute Spiele dieses Genres noch dazu.

Dummerweise ist die Umsetzung in diesem Spiel weit entfernt von gut.

Disclaimer: Ich habe das Spiel nicht beendet, weil es mir ab einem gewissen Punkt im Spiel trotz guter Hardware immer wieder abgeschmiert ist. Teilweise wurde auch der Charakter nicht geladen, was das Spiel völlig unspielbar machte. Ich kenne deshalb nicht das gesamte Ausmaß dieses Games. Dieses Review wird lediglich (offensichtlich) den Teil des Spiels umfassen, den ich auch gespielt habe. Ich bitte das zu entschuldigen.
Für diejenigen, die meine Erfahrung mit dem Spiel sehen wollen, empfehle ich meinen Let’sPlay/Walkthrough Youtube-Kanal. Dort habe ich das Spiel bis eben diesem Punkt gespielt und aufgenommen.
Den Kanal findet ihr hier. Und hier geht es direkt zur Playlist.

Fangen wir mit der Story an. Dieser Part enthält SPOILER. Also wenn du keinen Bock hast die Story zu erfahren, dann klicke hier.

Unser Protagonist ist John Blacksad, ein anthropomorpher Kater/Privatdetektiv/Kriegsveteran. Das Spiel beginnt mit dem obligatorischen düsteren 1950er-Jahre Monolog unseres Helden, der jäh unterbrochen wird von einem wütenden Ehemann. Diesen Ehemann hat Blacksad nämlich bespitzelt und herausgefunden, dass er seine Frau betrügt. Mit dem prügeln wir uns mittels Quicktime Event erstmal ordentlich und gewinnen. Das stellt das Tutorial dar und zeigt uns zum einen, wie die Quicktime Events funktionieren, zum anderen stellt es uns vor die erste Entscheidung, die wir treffen müssen: helfen wir dem Ehebrecher und verschweigen die Affäre, oder lassen wir ihn ins Messer laufen und behalten dabei eine weiße Weste.

Mit der Schreibmaschine beenden wir die hitzige Diskussion rapide und brutal

Nachdem wir mit dem Schlägerrhinozeros fertig sind, betritt unser guter alter “Freund” Jake (ein Gorilla) mit einer jungen Frau namens Sonia Dunn (Luchs) den Raum. Die will uns anheuern, den Mord an ihrem Vater, dem Boxclubbesitzer Joe Dunn, aufzuklären und den verlorengeglaubten Boxer Bobby Yale (Rottweiler) zu finden. Dunn Senior soll sich nämlich in seiner Muckibude erhängt haben, aber alle Indizien sprechen dagegen. Und Bobby Yale hat bald einen wichtigen Boxkampf, der, wenn er nicht angetreten wird, den Ruin für die Muckibude (mittlerweile in Händen von Sonia Dunn) bedeuten könnte.

Da wir knapp bei Kasse sind, nehmen wir den Fall an und begeben uns mit Zigaretten und Trenchcoat bewaffnet zum Fitnessstudio, um dort mal so richtig rumzuermitteln.

Schnell finden wir heraus, dass sich Joe Dunn nicht selbst erhängt hat, finden Bobby Yale und begeben uns in kriminelle Gewässer. Denn: der stadtbekannte Kredithai (und Mafia Boss) Desmond O’Leary (Koyote) scheint irgendwas mit der Geschichte zu tun, zu haben. Unser Kriegsheld Blacksad stürzt sich natürlich mit einem Revolver bewaffnet ins Geschehen.

Blacksad und Weekly beim Informationsaustausch – Aber wer ist das überhaupt?

Das klingt wie eine zwar unoriginelle, aber spannende Geschichte. Leider ist sie so fade erzählt, dass einem dabei die Füße einschlafen. Die Charaktere wirken steif und sind nicht wirklich nachvollziehbar. Eigentlich wird sich dauernd nur grundlos gestritten. Blacksad ist irgendwie forsch und im nächsten Moment super empathisch. Sonia Dunn nervt teilweise mit ihrer Zickigkeit (und trägt nicht wirklich zur Geschichte bei) und es treten ständig irgendwelche Randcharaktere auf, die nicht vorgestellt werden. Im Großen und Ganzen wirkt das Spiel sehr zusammengeschustert und halbgar. Dieser Charakter beispielsweise (Weekly, ein Frettchen) wird uns nur über Randinformationen vorgestellt. Das Spiel geht einfach davon aus, dass wir die Comics gelesen haben.

Und dann noch die Geschichte mit dem Rassismus. Blacksad ist, wie es sein Name schon sagt, schwarz. Auch Jake ist offenbar schwarz. Das Spiel weist einen darauf nach etwa einer Stunde Spielzeit relativ stumpf hin, indem es ein Foto von einer offensichtlich rassistischen Gruppe von “weiß-felligen Tiermenschen” zeigt, die sich mit schwarzen Tiermenschen anlegen und diese öfter verprügeln. UND DANACH IST ES NIE WIEDER THEMA!

Ich finde es super, wenn Spiele gesellschaftliche Themen kritisch aufarbeiten, wenn der Konflikt von People of Color (Poc)-Menschen (oder in diesem Fall Tieren) aufgegriffen, angesprochen und verarbeitet wird. Aber, wenn das dann in so einer Szene passiert und dann nie wieder Thema wird, fühlt sich das Ganze dann doch an, wie ein Lass-Uns-Rassismus-Einbauen-Für-Die-Quote-Move.
Außerdem WER SOLL DENN DARAUF KOMMEN, DASS IN EINER WELT VOLLER ANTHROPOMORPHER TIERE DIE FELLFARBE WICHTIG IST, HERRGOTT?!
Ihr hattet die Möglichkeit, buchstäblich Tierrassen zu nehmen… nein, es muss die Fellfarbe sein… HÄ?! Was soll das, liebe Entwickler?

Jeder, der halbwegs Verstand hat, hätte dieses, doch sehr sensible Thema, erstens sensibler und zweitens deutlich besser verpackt. So wirkt es, wie ein CDU-Politiker, der versucht sich der Jugend anzunähern.

Das Game spielt sich wie jedes zweite Adventure Game/ Walkingsimulator auf dem Markt. Dialogoptionen, die den Fortgang der Geschichte beeinflussen, Quick Time Events hier und da, viel Laufen und kleinere Rätselpassagen. Das Problem hierbei ist, dass alle diese Features sich irgendwie unfertig, geradezu grob anfühlen.

Die Dialoge sind nicht unbedingt gut, bis teilweise sehr schlecht geschrieben. Außerdem sind die Entscheidungen, die man mittels der Dialoge trifft, teilweise einfach nicht absehbar. Ich hatte einen Vorfall, bei dem ich eine Dialogoption ausgewählt habe, die ich für harmlos, ja fast diplomatisch hielt, die Blacksad dann unfassbar aggressiv wiedergab. Also der Shorttext und der Longtext passten einfach partout nicht zusammen. Grundsätzlich fiel es mir schwer herauszulesen, wie Blacksad reagieren wird, wenn ich ihm den Befehl zu einer bestimmten Dialogoption gebe. Mal ganz abgesehen von der Qualität der Dialoge, teilweise. In einem Adventure/Walking Simulator schlechte, unpassende oder teilweise nicht funktionierende Dialoge zu haben, ist meiner Meinung nach kein gutes Aushängeschild.

Die Quicktime Events fühlen sich zwar recht gut an, stören aber eher den Verlauf der Geschichte und sind teilweise sehr schwer zu antizipieren. Es sind halt mal wieder Quicktime Events.

Die einzigen Neuerungen bestehen in den Funktionen rund um Blacksad selbst. Unser kerniger Privatdetektiv besitzt nämlich aufgrund seines Katzendaseins besondere Fähigkeiten, wie verbesserte Sinne und offensichtlich irgendeine Form einer besonderen Kombinationsgabe.

Mit den Katzensinnen zoomt Blacksad an ausgewählten Stellen an seine Umwelt heran, um dort Hinweise entdecken zu können. Klingt gut, aber die Steuerung mit dem Controller ist etwas schwammig und meist muss man sowieso nur mit dem Cursor an vorgesteckte Punkte heranfahren und das Spiel schmeißt einen dann in eine kurze Cutscene. Das wirkt irgendwie faul, passt aber zum Gesamtkonzept des Spiels: Bloß nicht schön werden lassen.

Mit den Katzensinnen können wir Dinge genauer unter die Lupe nehmen

Schlussfolgerungen sind auch nicht das Wahre

Mit dem Schlussfolgerungen-Feature fügen wir immer zwei oder mehr Hinweise, die wir gefunden haben, zusammen und bringen so die Geschichte voran. Das Problem ist, erstens sagt uns das Spiel jedes Mal, wenn wieder mal etwas zusammenfügbar ist (was ein Selber-Rätseln vorwegnimmt) und zweitens ist es dann komplettes Trial and Error, weil die zusammenhängenden Hinweise teilweise so sinnlos zusammenpassen, dass da niemand drauf kommen kann. Das Feature fühlt sich an wie eine Dreingabe, die, wie alles in diesem Spiel, schnell erstellt wurde und nicht fertig oder durchdacht ist.

Apropos schön: von schön ist dieses Spiel in sehr vielen Aspekten sehr weit entfernt. Grafisch aufpolierte Charaktermodelle, die in Animationen absolut schrecklich aussehen, nachladende (oder nicht-ladende) Texturen selbst in vorgefertigten Events, leblose Figuren ohne wirklichen Charakter streifen umher, um der Stadt irgendwie leben zu geben.

Nicht nur hat dieses Feature den gegenteiligen Effekt, es führt auch dazu, dass die sowieso schon wenige Immersion, die wir gegebenenfalls hatten, endgültig flöten geht.

New York wirkt leblos und leer, weil alle Passanten in der selben Animation stur den Bürgersteig auf und ablaufen.

Die Laufanimation von Blacksad und allen anderen Charakteren wirkt übrigens als hätte man sie an einem Kleiderbügel aufgehängt und so funktioniert auch die Steuerung. Alles ist klobig, unschön und unfertig.

Die Charaktere hatten also von vorneherein nie eine Chance auch nur einen Funken von Charme zu haben.

Mein Fazit zu Blacksad: Under The Skin ist also folgendes:

ES IST EIN DEBAKEL!

Das Spiel stimmt hinten und vorne nicht, nichts passt zusammen, die Animationen und die Steuerung sind klobig und führen nur dazu, dass man sich so richtig unwohl fühlt. Die Charaktere sind stumpf, schauen aus wie ein Feldweg in Brandenburg und die Dialoge sind von schulkritischen Sechstklässlern geschrieben.
Das Spiel hatte sehr viel Potential, da die Comics (hat man mir zumindest gesagt) sehr gut gewesen sein sollen, und hat ALLES verschenkt. Selbst Fans der Blacksad Comic-Serie sollten vom Spiel mehr als enttäuscht gewesen sein. Ich kann absolut keine Empfehlung aussprechen. Es ist keinen Cent der 33,99 € auf Steam wert!