Postapokalypse in Aspik: Death Trash verbindet Cyberpunk mit Gore. Und das im Pixellook. Ob das ein Geheimtipp oder doch nur Gammelfleisch ist, das lest ihr hier.

Das Indie-Game Death Trash aus dem Studio Crafting Legends ist derzeit noch im Early Access, es gibt aber schon einiges zu zocken. Ich habe mir die ersten 14 Stunden mal genauer angesehen und muss sagen: Ich bin trotz Matschgrafik und frühem Spielstadium positiv überrascht.
Death Trash ist ein klassisches Third-Person-RPG im Cyberpunk-Stil mit einem Dark-Souls-artigen Kampfsystem.
Es vereint klassische Rollenspiel-Elemente (Skillsystem, Neben- & Hauptquests, NPCs) mit einer düsteren, dystopischen Cyberpunk-Endzeit-Atmosphäre, Gore (viel Fleisch), actiongeladenen Kämpfen und kosmischem Horror. Aber worum geht es denn in Death Trash?

Story

Nachdem die Menschheit den mittlerweile völlig zerstörten Planeten Erde hinter sich gelassen hat, ist sie auf den Planeten Nexus migriert. Der hat zwar gute Lebensvoraussetzungen, wird aber zum Ausgleich von riesigen Maschinen und absurden Mengen von lebendigen Fleisch besiedelt. Naja, man kann nicht alles haben…
Um sich vor der gefährlichen Umgebung zu schützen, leben die Menschen in Bunkern unter der Erde. Bis auf diejenigen, die in irgendeiner Form infiziert sind. Die dürfen aus Sicherheitsgründen nicht herein. So auch wir. Denn wir sind von einer seltsamen Krankheit befallen, die von der örtlichen Roboter-Exekutive als gefährlich eingestuft wird. Dumm nur, dass weder wir noch die eine Ahnung haben, worum es sich bei der Seuche handelt. Deshalb ziehen wir los, um genau das in Erfahrung zu bringen.

Protagonist steht in mechanischem Raum mit Roboter der ihn anspricht

Bevor wir aber wirklich auf die Welt losgelassen werden, können wir noch das Tutorial spielen. Ich gehe später nochmal auf das Gameplay ein, kann aber jetzt schon empfehlen: Macht das Tutorial! Das Kampfsystem ist zwar intuitiv, es gibt aber einige Sachen, die es nicht sind. Vor allem der Aspekt, dass wir immer wieder kotzen müssen, ist genauso absurd, wie er wichtig ist, aber leider auch nicht klar ersichtlich.


“Was denn jetzt für Kotzen?”, mag der eine oder andere von euch denken. Ein zentraler Storyaspekt von Death Trash ist, dass wir uns regelmäßig übergeben müssen. Das hat natürlich mit unserer mysteriösen Krankheit zu tun. Wie und wieso wird allerdings nie wirklich erklärt, was vor allem am Early Access liegt. Die Funktion ist allerdings mehr als klar: Infektion wieder loswerden. Es ist so: Um uns in Death Trash zu heilen, müssen wir Fleisch und Organe von getöteten Gegnern zu uns nehmen. Das erhöht aber stückweise unsere Infektionsanzeige. Wenn wir uns erbrechen, setzt das die Leiste wieder auf null zurück.
An dieser Stelle muss ich das System etwas kritisieren. Es besteht kein wirklicher Nachteil im Kotzen. Weder ist die Infektion besonders gefährlich, noch hat das Kotzen einen großen Cooldown. Es gibt keinen wirklichen strategischen Gameplay-Effekt, der aus dem Feature entsteht, was ich schade finde, da man daraus wirklich etwas Cooles basteln könnte.
Jedenfalls setzt “Kotzen” als Feature dem sonst auch eher widerlichen Worldbuilding zusätzlich die Ekelkrone auf. Doch weiter im Text… wo waren wir? Achja, Außenwelt!

Kaum sind wir raus aus der Tür, treffen wir auf den ersten echten NPC. Der stellt uns dem riesigen Fleischkraken vor, der hier einfach in der Gegend liegt und erzählt uns von einem Wissenschaftler in der Stadt, der uns vielleicht helfen kann.
Außerdem gibt uns der sehr wortkarge, aber dennoch äußerst freundliche Oktopode auch noch unsere erste Quest: Wir müssen ihm einen Freund finden. Er ist nämlich einsam (oder einfach nur hungrig; schwer zu sagen). Wir machen uns jedenfalls auf den Weg!
Nachdem wir uns durch eine klassische Overworld-Map zur ersten Stadt durchgeschlagen haben, treffen wir auf besagten Forscher, der uns, wie zu erwarten war, auch nur bedingt helfen kann. Nachdem wir ihm einige Ressourcen gesammelt haben, bringt er uns mit dem sogenannten Orakel in Verbindung, welches auch unsere Hilfe braucht… Wie es hier weitergeht, verrate ich euch erstmal nicht, denn die Story ist eines der vielen guten Elemente des Spiels, die sollt ihr selbst erleben!

Kämpfe & Skillsystem

Death Trash orientiert sich in Sachen Gameplay stark an klassischen RPGs. Wir haben ein Skillsystem, in dem wir Punkte bei erreichten Leveln auf Attribute und Skills verteilen können. Wie immer gibt es Stärke, Geschick und Zähigkeit, aber auch Okkultismus und Cybertech sind dabei. Die beiden Attribute stellen eine Art Magie-System dar, mit welchem wir einige mächtige Zauber wirken können. Die Attribute erhöhen nicht nur allgemein unseren Schaden oder unser Durchhaltevermögen, sondern schalten sogar alternative Lösungswege frei. Mit Empathie beispielsweise können wir bei einigen NPCs eine weitere Gesprächsoption auswählen, die uns Probleme einfach mit Social Skills lösen lässt. Leider ist das noch relativ selten. Hier hätte ich mir doch gewünscht, dass das ein paar Mal öfter auftritt. Doch keine Sorge, auch wenn ihr bestimmte Skills nicht habt, bottlenecked euch das Spiel nicht direkt, es wird nur dadurch schneller oder leichter voranzukommen.

Auch die Kämpfe in Death Trash halten sich an das alte “Action-RPG-Schema”. Es gibt verschiedene Waffentypen mit unterschiedlichen Angriffsmustern. Wir haben eine Ausweichrolle, mit der wir Angriffen entgehen können, wenn wir sie im richtigen Augenblick verwenden. Wenn wir uns anschleichen und Gegner von hinten angreifen, machen wir hohen Schaden, mit Schusswaffen können wir Gegner aus der Distanz angreifen. Death Trash erfindet abermals nicht das Rad neu, macht aber in Sachen ballern alles richtig. Die Kämpfe fühlen sich dynamisch, fordernd und actionreich an und bringen viel Wind in das Spiel. Lasst euch nur von dem anfänglich hohen Schwierigkeitsgrad nicht abschrecken, nach ein paar Stufenaufstiegen sind auch die ständig auftretenden Gruppenkämpfe kein Problem. Solltet ihr außerdem einmal ins Gras beißen, ist das aber auch nicht weiter schlimm. Ganz nach alter RPG-Manier lässt euch Death Trash nämlich einfach vom letzten Speicherpunkt neustarten. Das kann zwar frustrierend sein, ist aber gut in den Griff zu kriegen, indem ihr einfach so oft wie möglich speichert.

Langeweile ist in Death Trash wirklich Mangelware. Crafting Legends wartet nicht nur mit verschiedenen Gegnertypen auf, die unterschiedliche Herangehensweisen und Strategien verlangen, sondern hat bereits ein paar wirklich knackige Bosse eingebaut. Ich habe bisher keinen der wuchtigen Kollegen besiegen können. An einigen habe ich nicht einmal Schaden anrichten können… Mein Ersteindruck ist, dass diese eine spezielle Strategie erfordern, nebst sehr viel Geduld. Aus Zeitmangel (und auch aus Angst) habe ich mich bisher nicht ausgiebig mit den Jungs beschäftigt, gedenke das aber ausgiebig nachzuholen, wenn das Spiel aus dem Early Access kommt. Vorher habe ich zu viel Angst, dass ich zu sehr aufs Maul bekomme, ohne Aussicht auf Besserung. Ich hoffe persönlich darauf, dass die Entwickler die Bosse nicht nur optional machen, sondern aktiv in die Quests und die Geschichte einbauen.

Im Großen und Ganzen ist Kämpfen in Death Trash eine geile Angelegenheit. Sowohl Nah- als auch Fernkampf machen Spaß und fühlen sich richtig und stark an. Die abwechslungsreichen Gegnertypen sind schön gestaltet und die KI ist angenehm fordernd. Bosskämpfe sind zwar noch unerreichbar für mich gewesen, sehen aber vom vorläufigen Layout schon mal sehr spannend und gut aus.

Ambiente, Sound & Inszenierung

Jetzt mal ehrlich: Ja, das Spiel sieht aus wie ein Pfund Mett. Aber was Death Trash an Grafik nicht aufwarten kann, macht es an Inszenierung wieder wett. Die Umgebung ist trotz Schmodderoptik mit viel Liebe zum Detail designed. Die Gebiete fühlen sich gleichzeitig wunderbar karg an, gleichen aber nie wirklich einander. Man merkt einfach, dass doch viel Liebe in die Gestaltung geflossen ist.
Die Musik fasst die Dystopie sehr gut auf, ist aber gleichzeitig nicht zu aufdringlich. Auch die Soundeffekte schieben ordentlich an (gerade bei den schweren Waffen und den Schrotflinten) und sorgen für die richtige Ballerstimmung. Kurz und knapp: Crafting Legends hat absolut alles richtig gemacht. Und ich habe wirklich nichts auszusetzen an diesem Punkt.

In Sachen Charakteren lässt sich Death Trash aber auch nicht wirklich lumpen. Die wesentlichen Dialoge sind angenehm geschrieben und fühlen sich nicht aufgesetzt oder gezwungen an. Zwar hätte ich mir doch den ein oder anderen wichtigen NPC mehr gewünscht, ich bin aber sehr zufrieden, wie die bisher implementierten Charaktere präsentieren. Das Spiel befindet sich aber in diesem Punkt zumindest noch deutlich im Early Access, wie sich das weiterentwickelt wird die Zeit zeigen.

Fazit

Mein Fazit fällt – wie dieses Review auch – allgemein positiv aus. Death Trash erfindet in allen Punkten nicht das Rad neu, macht aber das, was es tun will, absolut solide. Die Story ist zwar nicht super neu, hat mich aber begeistert. Die Kämpfe sind angenehm fordernd, aber nicht zu schwer. Musik und Charaktere passen in die Welt und geben dem Spiel viel Immersion und Tiefe. Da sich Death Trash noch im Early Access befindet und der Content noch arg begrenzt ist, kann ich zum Late Game und der vollständigen Geschichte noch nichts sagen, hoffe aber, dass die weiteren Patches dem Spiel guttun und die Story auf dem selbem Level bleibt oder noch besser wird, als sie jetzt schon ist.

Alles in allem hatte ich viel Spaß mit Death Trash. Wer über die Pixelgrafik hinwegsehen kann und ein klassisches Sci-Fi-RPG sucht, der wird mit Death Trash eine Menge Spaß haben. Wenn das Spiel aus dem Early Access kommt, werde ich nochmal einen Blick drauf werfen und euch nochmal drüber berichten. Seine rund 19,99€ ist das Spiel auf jeden Fall wert.

Erhältlich ist es bei Steam, gog.com, itch.io und Epic Games, ist aber auch für XBox One, Xbox Series X|S, sowie Playstation 4&5 und auf der Nintendo Switch geplant.